28. Februar 2018

Brown-out – wenn Mitarbeitende den Arbeitsalltag als sinnlos erleben

Mit „Brownout“ wird eine kurzzeitige Spannungsabsenkung im Stromnetz bezeichnet. Dauert diese an, kommt es zum grossen Blackout. Da geht gar nichts mehr. Der Begriff „Brown-out“ in der Arbeitswelt ist neu und wird angewendet, wenn Mitarbeitende ihren Arbeitsalltag als sinnlos erleben und die Freude an der Arbeit verloren geht.

Ein Klient von Proitera formulierte es so: „Ich habe mich durchs Studium gekämpft, weil ich wusste, dass ich dadurch etwas Gutes und Nutzbringendes leisten kann. Aber nun bin ich desillusioniert. Was ich mache, hat nichts mit meinen Werten zu tun. Ich habe mich zurückgezogen und machen nur noch das Notwendigste.“

15% der Mitarbeitenden haben innerlich bereits gekündigt und 70% haben eine schwache emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber. Zu diesem Ergebnis kommt die GALLUP Studie von 2016.

Wer ist betroffen?

Unternehmen brauchen innovative, gut ausgebildete Mitarbeitende, um im heutigen Markt zu bestehen. Es sind meist Kadermitarbeitende mit höheren Ausbildungen und gutem Verdienst, bei denen es zum Brown-out kommt. Die Mutigen unter ihnen steigen aus und wenden sich ganz anderen Arbeitsbereichen zu. So gehen gute Mitarbeitende verloren und es müssen neue Mitarbeitende rekrutiert und eingearbeitet werden. Hier entstehen den Betrieben und der Volkswirtschaft enorme Kosten.

„Lohnerhöhungen und Boni sind reizvoll, aber ich würde auch für weniger Geld arbeiten, wenn ich mehr Selbstbestimmung und Kreativität in meinem Job hätte! Ich will raus aus diesem sinnlosen Hamsterrad.“

Fallgruben für Unternehmen

1. Sinnlose Regeln aufstellen

In der heutigen Arbeitswelt bestehen viele notwendige Normen. Daher sollten Unternehmen unnötige Regel vermeiden. z.B. bei den Arbeitszeiten oder beim Controlling der Mitarbeitenden.

2. Eine Kolchose betreiben

Besondere Leistungen müssen besonders belohnt und anerkannt werden. Bei Gleichbehandlung aller Mitarbeitenden fühlen sich Talente nicht ernst genommen.

3. Schwache Leistungen

Leistungen, die unter dem Durchschnitt liegen, müssen angesprochen werden damit die Motivation aller im Unternehmen erhalten bleibt.

4. Der Mensch kommt an zweiter Stelle

Unternehmen unterstützen Mitarbeitende eine ausgeglichene Work-Life-Balance leben zu können. Der zwischenmenschliche Kontakt besteht nicht nur aus Mails, schriftlichen Aufträgen oder Arbeitserteilungen an Sitzungen.

5. Der höhere Sinn bleibt verborgen

Vorgesetzte sollen die Zusammenhänge zwischen Alltagsarbeit und Endprodukt sowie deren Nutzen immer wieder aufzeigen. So entsteht sinnhaftes Arbeiten.

6. Ein zu enges Spielfeld

Innovative, kreative Menschen brauchen Möglichkeiten und Raum zur Entfaltung.

7. Politische Ränkespiele

Eine konstruktive Unternehmenskultur verhindert ein unfaires Gerangel um Karriereentwicklungen.

Und der/die Brown-out Betroffene?

Soll er/sie den Arbeitsplatz wechseln in der Hoffnung, woanders ist es besser? Oder doch ausharren und hoffen, es änderte sich etwas? Eine gutbezahlte Stelle zu verlassen braucht Mut, aber auch das Bleiben hat seinen Preis. Unzufriedenheit wächst, die Produktivität sinkt und das Arbeitsklima leidet.

Wenn Sie selbst betroffen sind, suchen Sie das Gespräch mit Ihren Vorgesetzten. Es können nur beide Seiten gewinnen!

Warum jetzt?

Brown-out entsteht grundsätzlich in einer Gesellschaft, in der die Existenz gesichert ist und traditionelle Werte hinterfragt werden. Mit Google und Co. haben wir die Möglichkeit, Hintergrundinformationen zu erhalten und Zusammenhänge zu erkennen. Zum Beispiel kaufen wir nicht mehr ein Bett, nur weil es uns gefällt. Wir wollen wissen, ob die verwendeten Materialien biologisch sind, ob die Matratze ergonomisch ist und nachhaltig hergestellt wurde. Unser Bewusstsein für Umweltschutz, Geldwirtschaft und Fairen Handel wächst. Für viele Unternehmen steht jedoch die Gewinnmaximierung an erster Stelle und die Werte werden vernachlässigt. Dadurch geht für viele Angestellte der Sinn der Arbeit verloren.

Fazit

Die hier von Betroffenen beschriebenen Aussagen, beschreiben weder ein Burn-out, das durch chronische Überlastung herbeigeführt wird, noch ein Bore-out, welches durch konstante Unterforderung langsam das Selbstvertrauen schwächt. Mitarbeitende mit Brown-out fehlen nicht am Arbeitsplatz. Sie arbeiten weiter, aber ohne volle Leistungskraft. Auch dadurch nimmt ein Unternehmen schaden.

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