Gesundheitliche Probleme und Wiedereingliederung nach Abwesenheit - Krankheit durch Trauer

Ausgangslage
Herrn A. ging es nicht gut. Er wirkte unruhig, fahrig, angespannt und litt infolge akuter Durchschlafstörungen seit Wochen unter Schlafmangel. Beim nächtlichen Erwachen sei er jeweils «voll bei der Arbeit». Im Alltag könne er dort aber die Anforderungen schon länger nicht mehr erfüllen. Er habe keinen Appetit, fühle sich leer und antriebslos. Freude am Leben kenne er schon länger nicht mehr, er leide auch an Existenzängsten. Seine Tochter mache sich Sorgen, denn er habe sich seit dem Tod seiner Partnerin im vergangenen Jahr sehr verändert. Eine Offenlegung seines Zustandes sei undenkbar. Das sei peinlich.

Intervention Proitera
Herrn A. wurde durch die Beratung bewusst, dass er sich in einem grossen Trauerprozess befand, der seine Kräfte überstieg. Er war froh zu hören, dass dies jeden Menschen treffen könne, der eine nahestehende Person verliert. Ich beschrieb ihm die «Trauerphasen nach Kübler Ross» und führte ihm vor Augen, dass Abschied nehmen, Zeit beanspruchte und persönliche Nachsicht erforderte. Dadurch konnte Herr A. seine für ihn zuweilen erkennbaren aber nicht verständlichen und aus seiner Sicht „unmännlichen“ Reaktionen und Handlungen einordnen und annehmen. Ihm wurde bewusst, dass seine abfallende Leistung am Arbeitsplatz nachvollziehbar war. Hätte er doch über seinen Zustand mit dem Vorgesetzten gesprochen. Damit hätte er sich die Beanstandungen ersparen können. Diese Einsichten waren ein erster wichtiger Schritt, um zu erkennen, dass er ohne Auszeit sein Ängste nicht in den Griff bekommen und seine Erschöpfung nicht kompensieren konnte. Am Arbeitsplatz war Leistung gefragt und diese wollte er rasch wieder erbringen. Er willigte ein, mit seinem Vorgesetzten ein Gespräch zu führen und zudem seinen Hausarzt aufzusuchen. Ein stationärer Aufenthalt wurde mit Unterstützung von allen Seiten -ohne Schuldgefühle und mit der Einsicht, dass dieser Schritt für ihn, die Tochter und den Arbeitgeber wichtig und richtig war – geplant.

Ergebnis
Nach fünf Wochen kehrte Herr A. an seinen Arbeitsplatz zurück. Der Einstieg wurde stufenweise gestaltet und das Arbeitspensums sukzessive erhöht. Dadurch konnte er die gewonnenen Einsichten im Alltag und bei der Arbeit umsetzen. Bewegung in der Freizeit und sein Hobby Fotografieren erfuhren eine Renaissance. Sein Vorgesetzter war froh, seinen geschätzten Mitarbeiter gesund und motiviert zurück zu wissen. Herr A. zeigte sich seinerseits äusserst dankbar, dass sein Arbeitgeber ihn durch diese schwere Zeit mitgetragen und unterstützt hatte.