Gesundheitliche Probleme am Arbeitsplatz - Anpassung des Arbeitsmodells

Situation
Frau D. lebt seit Jahren mit einer Darmerkrankung. Doch nach ihrer Operation im letzten Jahr komme sie nun nicht mehr auf Touren. Sie sei erschöpft und im Büro, wo leider eine schlechte Stimmung herrsche, sei sie überempfindlich und habe die Kraft nicht, um zu einer Verbesserung des Klimas beizutragen. Sie werde überhäuft mit Arbeit, sei unorganisiert und langsam. Auch zuhause, wo sie mit ihrem Mann ein Bauernhaus mit Tieren und einem Rebberg besitze, habe sie die nötige Energie nicht, um Hand anzulegen. Sie sei beim Arzt gewesen. Medizinisch gehe es ihr wieder gut, doch so könne es nicht weitergehen.

Auftrag an Proitera
Frau D. wollte Hilfe im Umgang mit ihren begrenzten Ressourcen und mit der belastenden Situation am Arbeitsplatz.

Intervention Proitera
Im Gespräch mit Frau D. zeigte sich, wie belastend die Situation am Arbeitsplatz und auch zuhause ist und ich erfuhr, dass das Zusammenspiel von Büro-, Haus- und Feldarbeit für Frau D. eine grosse Belastung darstellte. Da sie aber auf das Einkommen angewiesen war, gingen wir gemeinsam auf die Suche nach andern Arbeitsmodellen. Plötzlich meinte sie: «Ich könnte an fünf halben Tagen arbeiten um die tägliche Arbeitszeit im Büro zu verkürzen. Dadurch gäbe es täglich freie Zeit für die Pflichten zuhause.» Im nächsten Gespräch thematisierte ich ihren Umgang mit dem grossen Arbeitsvolumen und stellte fest, dass sie mit dem Vorgesetzten nie darüber gesprochen hatte. Sie meinte, sie müsste das alles alleine schaffen. Der „Antreibertest nach Thalheim“ zeigte ihr auf, dass sie von den Glaubenssätzen „sei perfekt“, „sei stark“ und „mach es allen recht“ getrieben wird. Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen, dass sie lernen musste, sich besser abzugrenzen, um sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren zu können. Wir erarbeiteten mögliche Redewendungen, mit welchen sie sich klar aber nicht verletzend abgrenzen konnte und sie erhielt die Hausaufgabe, dies zu üben und daraus entstehenden Reaktionen und Wirkungen aufzuschreiben. Der Vorgesetzte war froh, dass Frau D. auf ihn zukam um die Problematik der Arbeitsbelastung zu besprechen. Er hatte bereits Veränderungen von Frau D. bemerkt, sagte er. Das Verteilen der Arbeit auf fünf Tage bewilligte er problemlos, denn er schätzte Frau D. als gute Fachkraft. So konnten die Chancen und Gefahren der neuen Anforderungen besprochen werden, um bewusst und achtsam dieses Arbeitsmodell anzugehen. 

Ergebnis
Zwei Monate später erzählte Frau D., dass die Umverteilung erfolgreich angelaufen sei. Sie könne sich endlich wieder auf die Arbeit und ihren Garten freuen. Sie lobte ihren Vorgesetzen, der offen war für die Veränderung und ihr sogar zurückmeldete, dass er wieder sehr zufrieden sei. Auch mit den Kollegen und Kolleginnen fand sie einen guten Umgang. Die Stimmung im Team sei besser geworden. Einerseits lag der Grund in der Pensionierung einer Kollegin aber, so war sie überzeugt, auch daran, dass sie ihren persönlichen Beitrag als wieder lebensfrohe Person dazu beigetragen hatte und weiterhin leisten wollte.