Umgang mit Trauer: So handeln Sie richtig bei einem Todesfall im Unternehmen
Herr H., ein junger, engagierter Familienvater und Projektleiter in einem Unternehmen, erleidet auf seinem Arbeitsweg einen Hirnschlag. Der Rettungswagen bringt ihn in das nächste Spital. Die sofort eingeleiteten Notmassnahmen können Herrn H. aber nicht mehr retten und er verstirbt noch am gleichen Tag.
Bei einem Ereignis wie dem geschilderten, stellt sich die Frage: Wie und in welcher Form soll die Personalabteilung des betroffenen Unternehmens, die Mitarbeitenden und das engere Team informiert werden?
Reaktionen auf Schreckmomente
Die Ankündigung eines Todesfalls kann einen überraschend treffen und Bestürzung auslösen. Jede Person – auch Vorgesetzte oder HR-Personen – sind in diesem Moment von einem Schock betroffen. Individuelle Reaktionen treten dabei unterschiedlich stark auf und legen sich in der Regel nach wenigen Minuten wieder. In einem Schreckmoment kann folgendes geschehen:
Die oben genannten Reaktionen sind normal und werden durch das autonome Nervensystem ausgelöst. Sie sind weder kontrollier- noch steuerbar. Ein gesunder Mensch ist jedoch in der Lage, diesen Schreck in wenigen Minuten zu verarbeiten. Dennoch ist es wichtig zu verstehen, dass alle Menschen bei Kenntnis eines Todesfalls einen Schreckmoment erleben. Wenn dies während der Arbeit geschieht, ist es angezeigt eine Pause einzulegen, damit Körper und Geist die traurige Nachricht in Ruhe verarbeiten können.
Am Montagmorgen erhält Herr A., HR-Fachmann einer IT-Firma, den Anruf von Frau S., Mutter eines lernenden Mediamatikers. Sie teilt ihm mit, dass sich ihr Sohn am Wochenende das Leben genommen habe. Sie selbst könne nicht klar denken und die Familie wolle aktuell nicht, dass die Todesursache bei der Arbeit bekannt gemacht würde.
Herr A. fühlt sich stark betroffen, hat der Lernende doch letzte Woche noch erfolgreich vor dem HR-Team ein Projekt präsentiert. Da er direkt nach dem Telefonat ein Bewerbungsgespräch leiten muss, informiert Herr A. kurz den Vorgesetzten des Lernenden, dass dieser nicht zur Arbeit kommt. Damit verschafft er sich Zeit, um später alles in Ruhe mit Proitera und seiner HR-Kollegin zu besprechen.
Mögliche Fragen die sich im Falle eines Suizids stellen, sind: Warum habe ich nichts davon bemerkt? Wie hätte ich/hätten wir den Suizid des Mitarbeiters verhindern können?
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Behalten Sie den Überblick: Unser Leitfaden zeigt auf, welche Aufgaben in welcher Reihenfolge abzuarbeiten sind und unsere Checkliste hilft Ihnen, die vielen Aufgaben nicht aus den Augen zu verlieren.
Einfluss auf die Arbeitssituation
Aus den verschiedenen Situationen von Trauer am Arbeitsplatz können sowohl Veränderungen für jede einzelne Person als auch für ganze Teams und Abteilungen, oder das gesamte Unternehmen entstehen:
- Es kann zu Einschränkung der Arbeitsfähigkeit von Mitarbeitenden kommen, zum Beispiel durch verringerte Konzentration, Stress und Überforderung.
- Der Verlust oder die längere Abwesenheit einer Kollegin/eines Kollegen führt zu einer neuen Rollen- und Aufgabenverteilung, Änderungen von Arbeitsabläufen und auch zu möglichen Konflikten im Team.
- Bei Suizid stellt sich oft die Frage nach Aspekten der «Schuld» und wie man dies hätte verhindern können.
- Wie ein Arbeitgeber mit Todesfällen im Unternehmen umgeht, hat auch mit der Unternehmenskultur und einem funktionierenden Krisenmanagement zu tun. Eine Strategie für die interne und externe Kommunikation sowie ein Netzwerk von Fachpersonen helfen in schwierigen Zeiten das Richtige zu tun.
Unsere Sozialarbeiter/-innen sind als Fachpersonen in der Trauerbegleitung geschult und unterstützen Sie und Ihre Mitarbeitenden als ganze Gruppen vor Ort oder individuell in der Einzelberatung.
Frau M. arbeitet in der Produktion eines Unternehmens. Ihre 10-jährige Tochter stirbt nach einer langen Leidenszeit an Leukämie. Nach zwei Wochen Unterbruch arbeitet Frau M wieder an ihrem Arbeitsplatz. Sie macht einen unkonzentrierten und depressiven Eindruck. Sie spricht nicht über ihre persönliche Situation und geht ihren Teamkolleginnen aus dem Weg.
In dieser Situation treten Fragen nach dem Umgang mit der betroffenen Person auf: Wie können Vorgesetze und Arbeitskolleginnen und -kollegen nun mit der Situation umgehen? Welche konkreten Handlungen oder Massnahmen wären denkbar, ohne Frau M. zu nahe zu treten oder sie zu verletzen?
Leitfaden und Checkliste für HR und Vorgesetzte
Stirbt ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, ist das einschneidend für jedes Unternehmen, egal ob der Todesfall überraschend war oder durch eine längere Krankheit zu erwarten. Nebst der persönlichen Betroffenheit müssen Sie als Vorgesetzte/-r oder im HR tätige Person innerhalb kürzester Zeit eine Vielzahl an Fragen beantworten und Entscheidungen treffen.
Unser Leitfaden gibt Ihnen Orientierung und unsere Checkliste soll Ihnen und Ihrem Unternehmen helfen, dass bevorstehende Aufgaben nicht untergehen.
Trauerbegleitung braucht Zeit, ein geduldiges Umfeld und wenn nötig professionelle Begleitung durch geeignete Fachpersonen. Ein achtsamer und individueller Umgang kann dazu führen, dass Mitarbeitende nicht über mehrere Monate hinweg ausfallen.
Unsere aktuellen Seminare unterstützen Sie als Führungskraft, schwierige Fragen aufzuarbeiten und möglichen Belastungen frühzeitig entgegenzutreten.
Weiterführende Links:
- Leitfaden für HR und Vorgesetzte bei Todesfall
- Checkliste Todesfall
- Broschüre: TRAUER IN DER ARBEITSWELT
- Trauer am Arbeitsplatz: Wie Unternehmen damit umgehen sollten
- Wenn auf einen Schlag alles anders ist, ein Schicksalsschlag kann uns alle treffen
- «Das hat mir bei der Verarbeitung geholfen» – ein Erfahrungsbericht