7. November 2023

Beziehungspflege in der Partnerschaft

Gemäss der letzten Umfrage von Travailsuisse geben Beschäftigte an, am Feierabend oft zu erschöpft zu sein, um sich um private oder familiäre Angelegenheiten kümmern zu können. Stress im Alltag und Arbeitsbelastung können dazu führen, dass Partner sich entfremden oder wenig Zeit füreinander haben. Trotz der beruflichen Herausforderungen ist es von grosser Bedeutung, Zeit und Aufmerksamkeit füreinander zu finden, um die Beziehung intakt zu halten.

Eine Partnerschaft sollte grundsätzlich eine Verbindung von zwei Menschen sein, die sich gegenseitig wertschätzen und unterstützen. Dazu braucht es aber immer wieder die Bereitschaft, Kompromisse zu machen und dem Gegenüber zuzuhören. Schwierigkeiten und Enttäuschungen kommen aber in jeder Beziehung vor. Das ist normal. Eine unglückliche Beziehung beeinflusst jedoch auch unser körperliches und psychisches Befinden. Kommt ein Paar alleine nicht weiter, kann der Beizug einer Fachperson helfen, sich auf «neutralem Boden» mit schwierigen Fragen und Krisensituationen auseinanderzusetzen. Denn oft sind Krisen auch eine Chance für Veränderungen und Weiterentwicklungen. Mit Unterstützung einer Fachperson kann geklärt werden, welchen Weg man gehen möchte und welche Veränderungen dies mit sich bringt.

Trennung oder nicht?

So vielfältig heutige Familienformen sind, so unterschiedlich können auch die Gründe für eine Trennung oder Scheidung sein. Die befürchteten Auswirkungen einer Trennung auf die Kinder, finanzielle Unsicherheiten sowie die Angst vor einer ungewissen Zukunft, führen häufig zu einer hohen seelischen Belastung. Deshalb entscheiden sich viele Paare zunächst für eine Trennung auf Zeit: eine sinnvolle Entscheidung, wenn man sich über die Zukunft der Partnerschaft klar werden möchte. Die temporäre Distanz bietet zudem eine gute Gelegenheit, um mit einem gewissen Abstand die Vor- und Nachteile der Beziehung abzuwägen.

Bevor man sich aber überhaupt Gedanken zu einer Trennung machen muss, lohnt es sich darüber nachzudenken, wie die Beziehung gepflegt werden kann.

Beziehungspflege nach der Formel 5:1

Die Paarforschung zeigt deutlich, dass es vor allem darauf ankommt, wie das Paar in guten Zeiten funktioniert und nicht was passiert, wenn das Paar streitet. In erfolgreichen Partnerschaften überwiegen die positiven Interaktionen. Der amerikanische Beziehungsforscher John Gottman hat die Paarkommunikation auf eine einfache Formel gebracht: Er hat beobachtet, dass glückliche Paare negative Situationen durch positive ausgleichen – und zwar im Verhältnis 5:1: Ein böses Wort wird durch fünf liebevolle Aussagen, Komplimente oder Gesten wieder ausgeglichen.

Nehmen Sie sich Zeit füreinander, planen Sie Zweisamkeiten und zeigen Sie Verständnis, wenn der Partner oder die Partnerin im Stress ist. In Verbindung mit dem Gegenüber zu gehen bedeutet: zusammen zu reden und / oder Blickkontakt und / oder Körperkontakt zu haben.

Interesse zeigen

Erfolgreiche Paare behalten das Interesse an der Welt des anderen bei. Seien Sie neugierig, hören Sie zu und fragen Sie beispielsweise:

  • Worauf freut sich meine Partnerin am meisten in der nächsten Woche?
  • Worauf ist mein Partner stolz?
  • Was hat meine Partnerin in letzter Zeit enttäuscht?
  • Welches Kompliment hat mein Partner kürzlich von einer anderen Person erhalten?

Bemerken Sie das Positive und anerkennen Sie es. Wertschätzen Sie ihren Partner oder ihre Partnerin und bemerken Sie all die kleinen Dinge, die der Partner oder die Partnerin tagtäglich tut. Sprechen Sie die Dinge aus, die Ihnen positiv auffallen, sparen Sie nicht mit Komplimenten!

Suchen Sie nach einem gemeinsamen Sinn, das schafft Verbundenheit und Nähe. Sehen Sie die Partnerschaft als eine Reise zu zweit an und pflegen Sie Rituale, die Sie verbinden. Das heisst nicht, dass die eigenen Vorstellungen aufgegeben werden müssen. Finden Sie vielmehr einen gemeinsamen Weg, bei dem die Träume beider Partner Platz haben.

Nehmen Sie sich Zeit füreinander, planen Sie Zweisamkeiten und zeigen Sie Verständnis, wenn der Partner oder die Partnerin im Stress ist. In Verbindung mit dem Gegenüber zu gehen bedeutet: zusammen zu reden und / oder Blickkontakt und / oder Körperkontakt zu haben.

Wertschätzende Kommunikation in der Beziehung

Das «miteinander Reden» in einer Beziehung wird oft unterschätzt. Dabei ist eine gute und regelmässige Kommunikation in der Partnerschaft die Basis für eine glückliche und vertrauensvolle Beziehung.

Ich-Botschaften

Für eine konstruktive Kommunikation sind Ich-Botschaften wichtig. Damit können eigene Gedanken und Gefühle angesprochen werden, damit das Gegenüber diese wahrnehmen kann. Zum Beispiel:

  • Ich fühle mich alleine wenn du zu spät kommst, anstatt: Ich bin dir egal, weil du zu spät kommst.
  • Ich sehe, dass du mit deinem Handy beschäftigt bist, das macht mich traurig, weil ich dir etwas Wichtiges erzählen möchte und ich mir dafür deine Aufmerksamkeit wünsche, anstatt: Du schaust immer in dein Handy wenn ich dir etwas erzählen möchte.
  • Es stört mich, dass deine Kleider im Schlafzimmer auf dem Boden liegen, anstatt: Lass deine Kleider nicht immer im Schlafzimmer auf dem Boden liegen.

Keine Verallgemeinerungen

Um Klarheit zu schaffen, sollte von konkreten, aktuellen Anlässen und Situation gesprochen werden. Vermeiden Sie Wörter wie: «immer», «typisch» oder «nie». So fühlt sich das Gegenüber nicht angegriffen.

Zuhören statt Verteidigen

Unterbrechen Sie nicht. Zeigen Sie echtes Interesse und stellen Sie offene, interessierte Fragen. Fassen Sie zusammen, was Sie gehört haben.

Fokus auf Positives

Äussern Sie Ihre Bedürfnisse, anstatt Vorwürfe zu machen. Zum Beispiel: Ich wünsche mir, dass du deine Sachen aufräumst. Teilen Sie einander mit, was Sie aneinander mögen.

Auch bei Problemen in der Partnerschaft sind wir für Sie da

Falls Sie Fragen oder Anliegen haben in Bezug auf Ihre Beziehung, Partnerschaft und/oder Familie, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir sind als neutrale Beratungspersonen für Sie da und können Ihnen helfen, mit einer schwierigen Lebenssituation besser zurechtzukommen, einen Prozess in Gang zu setzen, oder eine konkrete Lösung zu finden.

Gewaltfreie Kommunikation

Die gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach M. Rosenberg fördert Verständnis, Empathie und eine respektvolle Kommunikation, indem sie diese vier Schritte betont. Sie kann in vielen Situationen angewendet werden, sei es in persönlichen Beziehungen, in der Arbeit, in der Familie oder in Konfliktsituationen. Das Ziel ist es, Missverständnisse zu minimieren, Konflikte zu lösen und eine tiefere Verbindung mit anderen aufzubauen.

Bildquelle: Hernstein Institut für Management und Leadership

1. Beobachtung: Es geht darum, eine klare und objektive Beobachtung dessen auszudrücken, was in einer bestimmten Situation geschieht, ohne Urteile, Interpretationen oder Bewertungen.

2. Gefühl: Welches Gefühl habe ich in Bezug auf die Beobachtung? Es ist wichtig, echte Emotionen zu identifizieren und zu benennen, sei es Freude, Ärger, Traurigkeit, Frustration, usw.

3. Bedürfnis: Die eigenen Bedürfnisse oder Wünsche benennen, die durch die beobachtete Situation und die damit verbundenen Gefühle berührt werden. Es geht darum, klarzustellen, was für mich wichtig ist.

4. Bitte: Eine Bitte oder Wunsch an die andere Person. Diese/-r sollte klar, positiv formuliert und realistisch sein. Es zeigt, was du dir von der anderen Person wünschst, um deine Bedürfnisse zu erfüllen.


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